Die letzte Reise von Samuel Bein und seinen Schülern

Im “ha-Kedoshim”Wald in Jerusalem enthüllten der Jüdische Nationalfonds (KKL) zusammen mit den Freunden des Jüdischen Nationalfonds sowie der B’nai B’rith in einer gemeinsamen Zeremonie die Stelle zum Andenken an Samuel (Sally) Bein

Der ausgezeichnete Pädagoge gründete 1908 in Beelitz das erste Pflegeheim für jüdische Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Im Juni 1942 wurde er gemeinsam mit seiner Frau, seiner Tochter und 47 seiner Schüler sowie dem Personal nach Sobibor geschickt, wo alle verstarben.

Ein Held seiner Zeit 

„Er war ein Held in einer Welt, die nicht normal war, ein Funken Licht in der Dunkelheit“, sagte David Etzioni, vorsitzendes Mitglied des Jüdischen Nationalfonds (KKL). „Zeit seines Lebens und in seinem Tod fungierte er als Vorbild für seine Schüler und marschierte mit ihnen bis zum bitteren Ende. Die Eingravierung ihrer Namen hier im Wald stellt einen weiteren Schritt in der Geschichte eines Volkes dar, das seiner Vergangenheit gedenkt und sie den kommenden Generationen weitergibt.“

1951 pflanzten der Jüdische Nationalfonds gemeinsam mit der B’nai B’rith den „ha-Kedoshim“- oder auch “Märtyrerwald” in den Bergen Jerusalems. Deutschland beteiligte sich an den Einpflanzungen des Waldes. So entstanden im Wald unter anderem 6 Millionen Bäume, zum Gedenken an die Opfer des Holocausts. 

„Es ist nur natürlich, dass sich B’nai B’rith an den Einpflanzungen beteiligt. Die Mitglieder der Organisation waren unter den ersten Zielen der Nazis.“, sagte Alan Schneider, der Direktor des internationalen Zentrums von B’nai B’rith in Jerusalem.

Grußworte aus Deutschland

Schneider verlaß Grußbotschaften von Vertretern aus Deutschland: Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, und Ralph Hofmann, Präsident der B’nai B’rith-Loge in Frankfurt. „Bein nimmt einen besonderen Platz in der Geschichte ein, und es ist wichtig, dass man in Israel seiner gedenkt.“, schrieb Schuster. 

„Das Leben in Deutschland war für Juden niemals leicht, und die Probleme vor denen Kinder mit besonderen Bedürfnissen standen, kann man sich nur schwer vorstellen.“, schrieb Hofmann. „Sally und Rebeka ließen die Kinder nicht alleine gehen, sondern entschieden sich, sie auf der letzten Reise zu begleiten.“

Gedenken zu Corona Zeiten 

Die Gedenkzeremonie wurde im Schatten der Corona-Pandemie abgehalten, unter strenger Beachtung der Anweisungen des Gesundheitsministeriums, der Beachtung von Abstand und dem Tragen von Masken. Shir Levin und Osher Beniso rührten das Publikum durch ihren Gesang.

Die Journalistin und Autorin Lihi Lapid ist Mutter einer autistischen Tochter und hielt eine Rede im Namen von Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen:
„Wir werden die tiefe Todesangst und das Gefühl der Machtlosigkeit angesichts des Hasses und der Ungewissheit niemals verstehen können. Inmitten dieser Situation gab es einen Mann, der zum Zeitpunkt als alle sich um sich selbst und an ihre Familien kümmerten, diese Kinder als seine Verantwortung betrachtete. Man kann auch fortschreiten ohne zu marschieren, und ohne Worte träumen, und Sally Bein wusste das. Er bezahlte für diese Kinder mit seinem Leben und dem Leben seiner Frau und seiner Tochter.“

Samuel Beins Geschichte wurde von Roni Dotan entdeckt, als er auf diesem Gebiet forschte: Er stellte Kontakt mit Angehörigen der Schüler und des Personals des Pflegeheims her. „Die Gedenkzeremonie heute hebt nicht nur die Geschichte des mutigen und aufopfernden Erziehers hervor, sondern auch die Notwendigkeit, dass eine solche Geschichte nicht in Vergessenheit geraten darf. Wir werden alles tun, um ihr Andenken zu bewahren.“

„Sally Bein und seine Frau waren ausgezeichnete Erzieher, aber unsere besten Erzieher sind die Kinder mit besonderen Bedürfnissen, deren Stimme nicht gehört wird.“, sagte Doron Almog, Generalmajor der Reserve, der heute als Vorsitzender des Rehabilitationsdorfes “Aleh Negev Nahalat Eran” fungiert. „Die Kinder lehren uns bescheiden zu bleiben und füreinander Verantwortung zu tragen. Mein größter Lehrer war mein Sohn Eran, der bereits seit 13 Jahren nicht mehr unter uns ist.“

Samuel Beins pädagogisches Erbe weitertragen 

Shay Kokoy vertrat bei der Zeremonie die Familien der Schüler aus dem Pflegeheim und erzählte seine persönliche Geschichte. Über seine Mutter, die niemals von ihrem Bruder sprach, dem Kind mit besonderen Bedürfnissen. „Ich habe eine wunderbare und berührende Geschichte entdeckt, die ich nicht kannte.“, sagte er. 

Anat Zakay ist die Mutter eines Kindes mit besonderen Bedürfnissen, und der Bruder ihres Großvaters war unter den Kindern des Pflegeheims. „Es ist mir wichtig heute hier zu sein, für meinen Großvater, für meinen Sohn Boaz und für alle Kinder der Welt, die unser Leben bereichern.“

Ami Raz, Vertreter der Organisation AKIM für Kinder mit geistiger Behinderung, nahm auf den pädagogischen Ansatz von Bein Bezug: „Abgesehen von seinem Mut und seiner Aufopferung, war er ein Pionier des therapeutischen Ansatzes, der in den Kindern vollständige Menschen sieht und sich ihre Integrierung in die Gesellschaft als Ziel setzt.“

Ezra Alish (Angehöriger von Rebeka Bein) mit seinen Töchtern

Unter den Gästen der Zeremonie war auch der 84-jährige Ezra Alish, ein Angehöriger von Rebeka Bein. „Bei uns zu Hause sprach man nicht über Sally und Rebekka, und überhaupt hat man den Holocaust auch nicht häufig erwähnt. Es zerreißt einem das Herz heute hierher zu kommen und ihre Geschichte zu hören.“

Die im Felsen eingravierten Namen sind von großer Bedeutung, aber noch wichtiger ist es dieses Erbe der jungen Generation weiterzugeben. David Etzioni, vorsitzendes Mitglied des Jüdischen Nationalfonds, fasste zusammen: „Wir werden den Wald weiterhin in einen Ort des pädagogischen Wissens über den Holocaust umwandeln – mit vielen Aktivitäten und technologischen Mitteln – und wir werden ihn Kindern und Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen zugänglich machen. Es ist unsere menschliche Pflicht der Opfer des Holocausts zu gedenken. Aufgrund des Verdienstes von ihnen und von Helden wie Sally Bein sind wir es würdig heute in unserem Staat zu stehen.“

Hier finden Sie mehr Informationen zu unserem Projekt für den Wald der Märtyrer in Jerusalem: www.jnf-kkl.de/spende/maertyrerwald/